Hintergrund und Herausforderung
Die vorherrschende wirtschaftliche Ordnung basiert auf einem hierarchischen Wertesystem, in welchem Ausgrenzung und Abwertung allgegenwärtig sind und welches weder inklusiv noch nachhaltig ist. Besonders für die Bewältigung globaler Herausforderungen wie dem Klimawandel, sozialer Ungerechtigkeit und politischer Instabilität bedarf es daher eines Paradigmenwechsels. Nicht nur um mehrheitsfähige Lösungsansätze mit neuen Perspektiven zu entwickeln, sondern auch um dem akuten und wachsenden Fachkräftemangel in Klima-Jobs entgegenzuwirken.
Denn bei der Bewältigung globaler Herausforderungen spielen besonders soziale Kompetenzen eine entscheidende Rolle. Kompetenzen wie Empathie, Kommunikation, Konfliktlösung, Teamarbeit und Führung fördern die Zusammenarbeit über geografische, kulturelle und ideologische Grenzen hinweg und sind dadurch unverzichtbar für individuelle Erfolge, zwischenmenschliche Beziehungen und das Wohlergehen der Gesellschaft als Ganzes. In Kürze: Kompetenzen, die nicht unbedingt während einer schulischen Ausbildung erlernt werden, sondern häufig stark in der persönlichen Biografie eines Menschen wurzeln.
Aktuell bestimmen jedoch vornehmlich Schulabschlüsse und persönliche Netzwerke den Zugang zum Arbeitsmarkt, während soziale Kompetenzen entweder zweitrangig oder gar nicht berücksichtigt werden. Dies bedeutet, dass die Chancen auf einen guten Job stark von formaler Bildung und der sozialen Herkunft abhängen, denn die meisten Bewerbungsverfahren bevorzugen Kandidat*innen mit guten schulischen Abschlüssen.
Jedoch verlässt in Deutschland jedes Jahr ein beträchtlicher Prozentsatz ohne Abschluss die Schule. Ein Prozentsatz, der vom Arbeitsmarkt kategorisch ausgegrenzt wird, welcher jedoch viele junge Menschen umfasst, die genau diese Perspektiven und Kompetenzen mitbringen, die für eine resiliente und zukunftsorientierte Gesellschaft benötigt sind: Menschen, die bereits in ihrer Kindheit gelernt haben, Verantwortung zu übernehmen und auch in widrigen Ausgangssituationen im Leistungsprinzip der Gesellschaft zu bestehen. Diese Menschen, die als sozial hochbegabt zu bezeichnen sind.
Eine nachhaltige, soziale und wirtschaftliche Transformation erfolgt demnach erst dann, wenn Akteur*innen (in diesem Fall marginalisierte Schüler*innen und Klima-Unternehmen) sich mit sich selbst und anderen verbinden, um eigene Glaubenssätze kritisch zu hinterfragen und gemeinsam neue Lösungsansätze zu entwickeln.
Damit eine zukunftsfähige Zusammenarbeit dieser Akteur*innen möglich wird, müssen verschiedene Herausforderungen erkannt und überwunden werden: Während die Zielgruppe der mehrfach marginalisierten Schüler*innen eine hohe Transformationskompetenz aufweist, engagiert und selbst motiviert ist, und nachweislich besonders von den Folgen des Klimawandels betroffen sein wird, fühlt sie sich dennoch von Klimathemen oft nicht angesprochen. Darüber hinaus können sich Diskriminierungserfahrungen auf den Selbstwert auswirken und maßgeblich ihre Berufsentscheidungen beeinflussen, welche durch ihre Lebensrealität (Armut, Marginalisierung) bereits eingeschränkt sind. Zudem können explizite und implizite Anforderungen vieler Unternehmen den Möglichkeitshorizont der Schüler*innen übersteigen und einschüchternd sein.
Um diese Herausforderungen zu überwinden bedarf es daher nicht nur eine Sensibilisierung für Klima-Jobs bei den Schüler*innen, sondern es ist auch von Nöten, dass auch Unternehmensstrukturen maßgeblich ihre Haltung und Anforderungen anpassen und sich aktiv überlegen, was es braucht, um diese Zielgruppe zu erreichen. Hierzu zählen z.B. eine angemessene Bezahlung, diskriminierungskritisches Recruiting und langfristige Arbeitsverhältnisse, die nicht nur projektbezogen sind.
Lösungsansatz
Mit unserem Projekt stellen wir die Perspektive von jungen Menschen ins Zentrum, die aktuell von diesem System abgehängt und ausgegrenzt werden. Denn nur durch ihr Wissen und ihre Perspektiven können wir in allen anderen Bereichen (und insbesondere in der Klimapolitik) Lösungen erarbeiten, die für einen breiten Teil der Gesellschaft funktionieren und somit mehrheitsfähig werden.
Die Zusammenarbeit von einem Bildungsträger für diskriminierungskritische Demokratiebildung (duvia) mit einer Online-Plattform für Recruiting im nachhaltigen Bereich (tbd*) und ein Unternehmensnetzwerk/ Weiterbildungsträger für nachhaltige Unternehmen (UBL) ermöglicht einen mehrsträngigen und transformativen Lösungsansatz:
Im ersten Schritt werden mehrfach diskriminierte Schüler*innen aus sozioökonomisch schwachen Elternhäusern durch gezielte Workshops für Zukunftsjobs mit Klimazielen sensibilisiert. Parallel dazu erhalten Klima-Unternehmen eine diskriminierungs- und diversitätssensible Prozessbegleitung, um passende Strukturen für die Zusammenarbeit mit der Zielgruppe zu schaffen. Im nächsten Schritt wird die Zielgruppe in Brücken Veranstaltungen mit den teilnehmenden Unternehmen vernetzt und Teilnehmer*innen der Zielgruppe werden bei ersten Praxiserfahrungen in den Unternehmen begleitet.
Anschließend werden die Erkenntnisse in Handbüchern für Schulen und Unternehmen publiziert. Zudem werden sie in interaktiven digitalen Fortbildungen vorgestellt und können so kontextbezogen in weiteren Unternehmen Anwendung finden. Durch die Erkenntnisse, die so gewonnen werden, können wir Handlungsimpulse für weitere Schulen und insbesondere weitere Unternehmen bieten, um dem Fachkräftemangel in Zukunftsjobs mit Klimazielen entgegenzuwirken.
Du willst Dich am Projekt beteiligen? So kannst Du mitwirken:
- Unternehmen mit klimarelevanten Jobs und Praktika-/Ausbildungsplätzen
Bitte wende Dich an die Ansprechperson unten, wenn Du Interesse hast oder weiterhelfen kannst.
Status: Projekt ist live
Ansprechperson
Mitwirkende Partner:innen
ProjectTogether; duvia e.V., Unlearn Business Lab, tbd*; Albrecht-von-Graefe Schule (als Projektschule)